Liberale Werte - warum und wozu?

Zuerst lautete der Titel:  so kommen wir einfach nicht weiter.

Weil Zweck-Pessimismus mindestens ebenso schlecht ist wie Zweck-Optimismus, haben wir uns aber lieber für Realismus entschieden. Realismus und liberale Werte gehören einfach zusammen.

(Einige Seitenhiebe auf Schwarz-Weiss-Denken im Allgemeinen und schlechten Journalismus im Besonderen liessen sich nicht vermeiden.)

Die Ausgangslage

Montag, 11. Oktober 2010. Ein Artikel über die Berufstätigkeit junger Eltern. Das Bundesamt für Statistik hat die neusten Zahlen publiziert. Viele junge Mütter reduzieren ihr Arbeitspensum mit der Geburt des ersten Kindes. Etwa 15 Prozent sind weiterhin voll erwerbstätig, 24 Prozent widmen sich ganz der Familie, 61 Prozent sind weiterhin teilzeitlich erwerbstätig. Junge Väter reduzieren ihr Pensum in weit weniger Fällen, selten stellen sie die Erwerbstätigkeit ganz ein.

Es sei weiterhin schwierig für junge Eltern, die Erziehung und den Erwerb unter einen Hut zu bringen. (Na, so was. Wer hätte das gedacht!).

So kommen wir einfach nicht weiter...

Bedauerlich ist der Inhalt des Artikels zu den veröffentlichten Zahlen. Rundumschläge sind anscheinend unentbehrlich. Da steht zum Beispiel gleich am Anfang die Frage „Karriere oder Windeln wechseln?“ Seit wann steht das Wechseln der Windeln mit der ganzen Erziehungsaufgabe gleich? Haben Sie etwa Ihre Kinder nur beim Windeln wechseln erzogen? Nein? Wir auch nicht!

Aber es kommt gleich noch dicker: „Gerade viele gut ausgebildete Frauen reduzieren ihr Pensum, sobald ein Kind da ist. Wenn sie wieder voll in den Beruf einsteigen, haben sie oft den Anschluss verpasst. Ein Teufelskreis.“ Ein grosser Teil der Menschen (Männer und Frauen) in unserer Gesellschaft wissen längst, dass Kindererziehung eine wichtige Führungsaufgabe ist, die sich mit dem zunehmenden Alter der Kinder stets ändert und deshalb zusätzlich anspruchsvoll ist.

„Nur noch 15 Prozent aller Mütter sind 100 Prozent berufstätig. Kleine Frage: Wie viele waren das denn so vor – sagen wir – zwanzig oder dreissig Jahren?

Und weiter: Gut ausgebildete Frauen sind in der Regel nicht bereit, völlig auf einen Beruf zu verzichten. Mit ihrem Teilrückzug gehen viel Wissen und Erfahrung verloren. Aus volkswirtschaft-licher Sicht ist dies ein grosser Verlust. Hallo – geits no? Diese Mütter und Väter (gibt’s nämlich auch) stecken ihr Wissen und ihre Lebenserfahrung nun auch in die Kindererziehung. Wo ist denn da der Verlust?

Zu guter Letzt enthält dieser Artikel auch noch den Satz: „Manchmal gibt es gar keine Wahl: Beide Elternteile müssen Geld verdienen, weil ein Erwerbseinkommen allein nicht ausreicht.“

Resultate

Wenden wir uns der Realität zu: Niemand behauptet, Schwierigkeiten und Hürden bestünden nicht. Es ist wirklich eine grosse Aufgabe, Kindererziehung, Beruf und Weiterbildung unter einen Hut zu bringen.

Im Gegensatz zum zitierten Artikel sind wir aber der Ansicht, Entwicklungen seien sichtbar. Das bedeutet vor allem, dass sich die bisher investierte Arbeit langsam aber sicher auszahlt. Doch diese Entwicklung ist nicht einfach „fertig“, und wird es auch nicht: Wir müssen dran bleiben. Stellt sich die Frage, wie denn?

Mit liberalen Werten kommen wir (noch) weiter

Welches sind denn diese liberalen Werte? Der Wichtigste zuerst: Junge Paare dürfen, sollen, wollen selber entscheiden, wie viele Kinder sie haben. Kinderlose (ob freiwillig oder unfreiwillig) müssen sich ebenso wenig erklären oder rechtfertigen. Jede Entscheidung, sogar jedes Schicksal hat Konsequenzen – negative und positive!

Wie sich ein Elternpaar auch immer organisiert: Trauen wir doch gut Ausgebildeten etwas zu (und als „gut Ausgebildete“ gelten für uns nicht „nur die Studierten“). Erhalten und pflegen wir auch die Freiheit, selber entscheiden zu können, welcher Weg der beste ist.

Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und der Staat müssen gemeinsam zu Lösungen beitragen.

• Die Gesellschaft, indem wir aufhören, die Lebensformen anderer dauernd zu kritisieren, ohne die Hintergründe wirklich zu kennen.

• Die Politik, indem sie sich für freie Entscheidungen einsetzt und sie schützt.

• Die Wirtschaft, indem sie die Kindererziehung als facettenreiche und deshalb wertvolle Führungserfahrung anerkennt und ausserdem eine durchdachte Lohnpolitik betreibt.

• Der Staat, indem er Fluten von Statistiken, Vorschriften, Regelungen, Bürokratie und andere Auswüchse nicht mit einer Garantie für Qualität verwechselt.

Es gilt zu erkennen, dass mit Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Staat immer wir als Mitglieder dieser Gesellschaft gemeint sind! Wir Liberalen stehen für: Freiheit geniessen und Verantwortung tragen.

Nicht alles lässt sich staatlich regeln. Nicht alles entsteht von allein. Es lohnt sich deshalb immer wieder in die Kindererziehung zu investieren. Tragen wir Sorge zu den Errungenschaften in unseren Gemeinden, zum Beispiel den Kindertagesstätten und Tagesschulen. Tragen wir ihnen Sorge, nicht zuletzt indem wir die Kosten sorgfältig im Griff behalten: Wenn sie infolge von Überregulierung zu teuer werden, schaffen wir für Eltern anstelle einer Lösung ein zusätzliches Problem.