Über das Altern, Altersheime, Kosten, Pflege...

... und über den Alterswohnsitz Urtenen-Schönbühl

Alle wollen es werden, niemand will es sein: Alt. Jung zu sterben ist auch keine Lösung. Seit dem Frühjahr 2018 konnten (wieder einmal) viel lesen über Probleme in Altersheimen: Missstände, Personalmangel, zu hohe Tarife, schlechte Pflege! Um das Mass voll zu machen, war da noch ein Artikel zu finden über betagte Mitmenschen, die zu Hause von Angehörigen misshandelt werden.

Einspruch!

Solche Berichterstattung ist unfair gegenüber denjenigen, die ihre Angehörigen zu Hause sehr gut pflegen und sie ist unfair gegenüber allen Alters- und Pflegeheimen, in denen weder die Pflege stets schlechter wird noch sonstige Missstände vorherrschen. Sie ist unfair gegenüber der Spitex, und sie ist unfair gegenüber allen, die sich in welcher Form auch immer betagte Mitmenschen kümmern.

Damit wir uns richtig verstehen: Jeder Fall von schlechter Betreuung und Pflege ist einer zu viel. Aber alle und alles pauschal anzuprangern ist keine Lösung.

Seien wir ehrlich

Nicht in allen Fällen ist es überhaupt denkbar, drei oder sogar vier Generationen in einer Haushaltung zusammen zu fügen. Oft ist es eine Platzfrage, manchmal einfach eine der baulichen Gegebenheiten.  Genau so gut kann es eine Frage der persönlichen Präsenz der Angehörigen sein, wenn dauernde Betreuung und Pflege notwendig ist.

Und manchmal ist es...

... die Frage der Freiheit

Auch alte Menschen wollen ihrer Freiheit nicht beraubt werden. Daher doch auch der völlig berechtigte Wunsch, so lange wie möglich zu Hause (selbständig im vertrauten Daheim) zu verbleiben. Zur Freiheit kann auch der Wunsch gehören, sich nicht als Last für die Angehörigen empfinden zu wollen und müssen.

Denken wir aber auch an jene, deren Angehörige weit entfernt sind – und natürlich an jene, die keine Angehörigen (mehr) haben.

Demenz ist ein Thema und muss es auch sein. Auch demente Mitmenschen wollen ihrer Freiheit nicht beraubt werden oder sein. Darauf kommen wir gleich noch zurück.

Alterswohnsitz Urtenen-Schönbühl

Eingangs haben wir von negativen Berichten geschrieben. Manchmal ist es wirklich gescheiter, sich den guten Beispielen zuzuwenden: Man kann aus ihnen lernen – und erspart sich den Ärger über einseitige und unvollständige Reportagen.

In Urtenen-Schönbühl haben wir ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie gut die Pflege und Betreuung betagter Einwohnerinnen und Einwohner sein kann. Wir berichteten darüber schon 2013. Unser Gespräch mit dem Geschäftsführer, Urs Hänni, und dem Präsidenten der Stiftung Alterswohnsitz, Bruno Zaugg, bestätigt: Der Alters­wohnsitz Urtenen-Schönbühl darf sich auch heute sehen, hören, besuchen und bewohnen lassen.

Schwierig, aber machbar...

... haben sich Einwohner- und Burgergemeinde wohl schon 1983 gesagt, als sie den Alterswohnsitz grosszügig im Zentrum der Gemeinde gebaut haben. Grosszügiger, als es der Staat damals vorschrieb, ja, eigentlich erlauben wollte. Interessant ist, dass der Umbau vom letzten Jahr nicht möglich gewesen wäre, hätte Urtenen-Schönbühl sich an diese Vorschriften gehalten: Das Heim hätte abgebrochen und neu gebaut werden müssen, weil die damals vorgeschrie­benen Zimmergrössen dem heutigen Standard nicht mehr genügen! Klar: das wäre dann teurer geworden.

Womit wir beim Sparen angekommen wären...

Nein, es ist nicht egal, was die Pflege betagter Mitmenschen kostet. Sparen ist nicht falsch, sofern sparen bedeutet, kein Geld unnötig auszugeben. Unnötig sind lange Wege für das Personal, unnötig ist reine Bürokratie (im Unterschied zu guter Administration), unnötig sind zu strenge Kontrollmechanismen. Wir verlassen hier das Thema der Unnötigkeit, denn wichtiger ist was nötig ist.

Was nötig ist, ist gleichzeitig das Erfolgsrezept

Zuerst und vor allem geht es um die Bewohnerinnen und Bewohner selber: Ihnen das Leben so leicht und frei wie nur möglich zu gestalten. Urs Hänni betont hier folgende Maxime: Wiewohl man wissen muss, was man wie und wann zu tun hat, gilt es in erster Linie zu wissen, warum es getan werden muss. Nur so konzentriert man sich auf das Wesentliche, nämlich die Menschen. In erster Linie sind das natürlich die Bewohnerinnen und Bewohner. Die Mitarbeitenden müssen auch gute Arbeitsbedingungen vorfinden. Und Angehörige, Freunde und Freiwillige dürfen nicht bis an den Rand des Möglichen belastet sein. Ohne sie alle geht, etwas platt ausgedrückt, nämlich gar nichts.

Urs Hänni führt zudem aus, wie wichtig es ist, den Alterswohnsitz im ganzen Angebot für betagte Mitmenschen gut zu platzieren. Einer der grossen Erfolgsfaktoren ist es seiner Ansicht nach, dass der Alterswohnsitz nicht in Konkurrenz zur Spitex steht, sondern sich als Folgeinstitution sieht. Der Umzug wird unumgänglich, wenn es nicht mehr möglich ist, „nur“ mit Hilfe von Angehörigen und/oder Spitex wohnen zu können.

Die Führung durch den Alterswohnsitz ist auch diesmal mehr als eindrücklich. Der Beispiele für die Ausrichtung der Pflege und Betreuung auf die Bewohnerinnen und Bewohner, jedoch auch der Mitarbeitenden, sind zu viele um sie hier auch nur ansatzweise darstellen zu können.

Qualität, Kontrolle und noch einmal das liebe Geld

Gute Qualität braucht sicher eine gewisse Kontrolle. Die Kontrolle ist jedoch niemals das Ziel an sich. Das dürfen wir bei der Spardebatte nicht vergessen. Dazu gibt’s jetzt ein Beispiel, das wir hier sehr wohl kurz streifen wollen: Am 17. Juni 2018 konnten wir in der Sonntagszeitung lesen, dass Pflegepraxen, Altersheime und weitere Institutionen die Kosten für das Wundmaterial nicht mehr von den Krankenkassen vergütet erhalten und somit in Schwierigkeiten geraten. Bund, Kantone und Gemeinden streiten sich, wer von ihnen das nun übernehmen soll(te). Na, toll. Kleine Frage: müssen dann hier die Spitäler wieder zum Zug kommen, ist das „billiger“, und vor allem – dient das irgendwem? Wohl kaum!

Einwohner- und Burgergemeinde Urtenen-Schönbühl zeigen sich also seit vielen Jahren vorausschauend und zielgerichtet. Leitung und Mitarbeitende des Alterswohnsitzes ebenso. Angehörige und Freiwillige auch. Und weil das so bleiben soll, ist der hier beanstandete Negativismus völlig unnütz. Einfache Lösungen gibt es nicht. Lösungen gibt es, aber nur wenn wir uns auf das Ziel konzentrieren. Und dieses Ziel kann ja nicht im Negativen liegen. Bleiben wir also dran.

 

FDP.Die Liberalen Grauholz

Der Vorstand